Architecture and Orchids: Agency in Spatial Techtonics – Vortrag von Sean Ahlquist bei Constructive Conversations
Architektur sollte sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer orientieren
Menschen sind unterschiedlich, sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, Fähigkeiten, sie drücken sich anders aus und nutzen Räume anders, nehmen sie unterschiedlich wahr. Und damit sich jeder zurechtfindet, ja sogar entfalten kann, sollte Architektur sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten ihrer Nutzerinnen und Nutzer orientieren.
Worum geht´s bei Sean Ahlquists Arbeit?
Jean Ahlquist orientiert sich beim Entwurf seiner architektonischen Gebilde an seiner Tochter, die als nonverbale Autistin die Welt durch haptische Interaktion wahrnimmt und sich auf diese Weise mitteilt. Er versucht mit seinen weichen bunten gestrickten Gebilden Räume zu schaffen, die Menschen wie seiner Tochter die Möglichkeit geben, auf ihre eigene Art zu kommunizieren und kreativ zu werden.
Den Versuch, sich in die Lage seiner Tochter hineinzuversetzen beschreibt er mit dem Gefühl zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns: die privaten Räume waren für keine Tätigkeit wirklich passend, nicht zum Arbeiten, nicht um die Kinder den ganzen Tag zu betreuen, nicht um Freunde zu treffen. Dieses Gefühl des nicht-Hineinpassens in eine Umgebung ist Grundlage seines Antriebs, jene Menschen verstehen zu wollen, die z.B. aufgrund einer Behinderung andere Bedürfnisse haben und folglich andere, nicht „normale“ Räume benötigten.
Barrierefreiheit bedeute schließlich mehr, als mit dem Rollstuhl eben durch einen Raum fahren zu können. So kann zum Beispiel in einem Stadion der Jubel über ein Tor bedeuten, dass die aufspringende Menge die Sicht für Rollstuhlfahrer*innen verdeckt. Eine Tatsache, die im architektonischen Entwurf oft nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Über OrchidsPlayscape
Seine umfängliche Beschäftigung mit den Themen Kommunikation und Partizipation führte ihn zu der Herstellung dreidimensional gestrickter Objekte, die mit Röhren durchsetzt sind, zum Klettern einladen, mit Licht- und Farbinstallationen bereichert sind. Die Installation OrchidsPlayscape wurde 2021 beim Big Umbrella Festival des Lincoln Centers in New York City ausgestellt. Das Kunstfestival zeigt Werke für junges Publikum mit Autismus.
Das textile Objekt OrchidsPlayscape ist ein dreidimensionales Gestrick, das auf industriellen computergesteuerten Strickmaschinen hergestellt wurde. Der Herstellung voraus gingen Materialforschungen wie zum Beispiel die Auseinandersetzung mit der Garnherstellung, Überlegungen zur Dehnbarkeit, Farbe, Struktur und haptischer Qualität. Das Textil lädt ein, das architektonische Objekt tastend zu erkunden, das Objekt kann wie ein Klettergerüst genutzt werden, es reagiert mit seinen dehnbaren Wänden auf Druck, gibt nach und schwingt zurück, es fördert Interaktivität.
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Foto © Taubman College
